Montag, 22. März 2010

Das war´s! Die Spiele sind vorbei. Was bleibt - ein Kommentar

Die X. paralympischen Winterspiele sind vorbei. Die sportliche Bilanz aus deutscher Sicht ist beeindruckend: 13 goldene, 5 Silber- und 6 Bronzemedaillen, damit Platz 1 im Medaillenspiegel. Die erfolgreichste Athletin der Spiele ist Verena Bentele, in 5 Wettkämpfen antrat - und 5 mal gewann. Sie teilt sich diesen Titel mit der Kanadierin Lauren Woolstencroft, die bei den Damen die Alpinwettbewerbe rockte und nicht zu schlagen war.


Verena Bentele (Bildrechte: Deutscher Behindertensportverband)

Bei den Herren kommt der erfolgreichste Athlet ebenfalls aus dem - mit 20 Athleten recht kleinen - deutschen Kader. Gerd Schönfelder holte 4 Gold- und eine Silbermedaille.

Was bleibt noch hängen? Da sind die persönlichen Geschichten der Athleten: Verena Bentele, die nach dem schweren Sturz bei der WM 2009 zurückkam und diesen Spielen ein goldenes Lächeln verlieh.

Gerd Schönfelder (Bildrechte: Deutscher Behindertensportverband)


Gerd Gradwohl, der mit 50 Jahren bei seinen letzten Spielen eine Medaille gewann und so den Abschluss seiner Karriere erfolgreich bestritt - trotz eines Beinbruchs Ende 2009. Und da sind die hoffnungsvollen Talente: Anna Schaffelhuber, die 17jährige aus dem Alpin-Team, die die Konkurrenz und das eigene Team überraschte und auf Platz 4 fuhr. Sie trug die Fahne bei der Abschlussfeier - ein Fingerzeig dafür, dass wir dieses Gesicht im Behindertenleistungssport bald öfter sehen werden.
Gerd Gradwohl (Bildrechte: Deutscher Behindertensportverband)

Anna Schaffelhuber (Bildrechte: Deutscher Behindertensportverband)


Aber - wie oft, oder besser: wie bald werden wir überhaupt wieder was von den Athleten hören? Wenn es so läuft wie bisher, dann wird Sotchi 2014 die nächte Station der Paralympioniken sein, der die Medienlandschaft Aufmerksamkeit schenkt. Die Weltcup-Wettbewerbe im letzten Jahr - sie sind trotz der Erfolge untergegangen. Daran wird auch der offene Brief des Präsidenten des Deutschen Behindertensportbunds, Friedhelm Julius Beucher, nichts ändern. Denn der Sportkalender hat keine Platz für den Behindertenleistungssport. Es wird sich zeigen müssen, wieviel Strahlkraft von fünf paralympischen Goldmedaillen ausgeht - und somit, ob Verena Bentele ein Zugpferd für den nordischen Behindertenskilauf und den Behindertenleistungssport allgemein sein kann. Oder ob - nach einer eventuellen Einladung zum Plausch bei Frau Müller-Hohenstein - doch wieder alles zum alten zurückkehrt und die Paralympioniken zwischen den Spielen in die mediale Anonymität verschwinden.

Alle kritischen Fragen zur Austragung der paralympischen Spiele sind von der Agenda gestrichen worden. Auf die harsche Kritik von Frank Höfle, dem deutschen Fahnenträger, der das Förderungssystem, die Trennung von olympischen und paralympischen Spielen und die wenig integrationsfördernde Arbeit des Internationalen Paralympischen Komitees kritisierte, folgte Tags darauf umgehend das Dementi! Schlag nicht die Hand die dich füttert! Zu einer lebhaften Diskussion hat das nicht geführt - sehr bedauerlich, denn genau das braucht der Behindertenleistungssport, um an Stellenwert in der Medienlandschaft zu gewinnen und um Barrieren in den Köpfen der Menschen abzubauen. Frank Höfle war mutig - für einen Tag!

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