Montag, 8. Februar 2010

Der 44. Super Bowl: No guts - no glory.


Der Super Bowl XLIII 2010 wurde in 230 Länder übertragen. In Miami, Florida im Stadion der Miami Dolphins hieß es:

Indianopolis Colts vs. New Orleans Saints.

Brees vs. Manning.

Drew Brees, Spielmacher der New Orleans Saints - auch "Breesus", der Schutzpatron von New Orleans genannt. Auf ihn setzten die Bewohner der 2005 vom Hurrikan Katrina heimgesuchten Metropole an der Golfküste der USA all ihre Hoffnungen. Nach zahlreichen Operationen war Brees schon abgeschrieben worden - ebenso wie mancher New Orleans abgeschrieben haben mag. Nun stehen beide im Endspiel. Und Brees mit seinem gewaltigen Wurfarm war es, der dieses Märchen aus Sicht der Saints-Fans für New Orleans zu Ende schreiben sollte.

Auf der anderen Seite stand Peyton Manning, Quarterback der Indianapolis Colts und einmal mehr wertvollster Spieler der Liga. Der 33-Jährige wurde ausgerechnet in New Orleans geboren! Sein Vater Archie ist eine Legende bei den Saints, Peytons Eltern wohnen immer noch in "The Big Easy". Im Garten ihres Hauses haben die Söhne Cooper, Eli (vor zwei Jahren Superbowl-Sieger mit den New York Giants) und Peyton die ersten Bälle geworfen.

Peyton Manning reiste mit guten Erinnerungen nach Miami. Vor drei Jahren, an einem kühlen und regnerischen Abend, holte er sich den ersten Titel durch ein 29:17 gegen die Chicago Bears. Sein zweiter großer Wurf sollte am Sonntag dazukommen. Er und sein Colts gingen favorisiert in das Spiel.

Vor dem Spiel sang Queen Latifah singt "America the Beautiful". Die Amerikaner pflegen ihren Patriotismus, und der Super Bowl bietet dazu die ideale Gelegenheit. Carrie Underwood machte mit der Nationalhymne weiter und die Fliegerstaffel donnerte über das Stadion.

Queen Latifah sagte vor dem Spiel übrigens mit einem Augenzwinkern auf einer Pressekonferenz über ihren Auftritt: "Kein Druck. Nur die ganze Welt schaut auf dich." Nervosität hat sie sich auf jeden Fall nicht anmerken lassen:




Um 0:31 Uhr MEZ gab es den Kick Off. In den ersten Minuten tasteten sich die Teams ab - würde man im Fussball wohl sagen - und so dauerte es bis zur Mitte des ersten Viertels bis Zählbares passiert. Die Colts trafen mit einem 37 Yards Fieldgoal nach 7 Minuten 31.

36 Sekunden vor dem Ende des ersten Viertels gelang Indianapolis dazu der erste Touchdown und so hieß es nach 15 Minuten 10 - 0 für die Colts.

Bei New Orleans lief es nicht. Die Colts schienen Dank ihres Quarterbacks Manning das bessere Team zu. Den Saints gelang nur ein Field Goal. Doch nach und nach wurden die Offensivaktionen der Saints sicherer.

Minuten später waren sie wieder am Zug und spielten sich bis vor die gegnerische Endzone. Sie hatten noch zwei Yards vor sich und durften noch zwei Versuche ausspielen. Im ersten rutschte der ballführende Footballer der Saints aus, so dass die Saints nur noch einen Versuch inne hatten.

Die Saints mussten also abwägen zwischen sicheren drei Punkten durch ein Field Goal und der Möglichkeit auf sieben Zähler durch einen Touchdown. New Orleans entschied sich frei nach dem Motto „No guts. No glory.“ für den Touchdownversuch. Aber die Saints scheiterten und blieben mit sieben Punkten im Rückstand. Doch wenige Minuten später bekamen die Saints den Ball schon wieder und konnten doch noch vor der Halbzeitpause durch ein Field-Goal auf 6 zu 10 verkürzen. Es sollte nicht das letzte Mal im Spiel sein, dass die New Orleans Saints zeigen wollten, dass sie Eier haben.

In der Halbzeit traten dann die Rockgrößen von The Who auf. Eine beeindruckende Lightshow konnte zwar gezeigt werden, aber durch digitale Fehler sah die Band um Pete Townsend aus wie eine schlechte Playback-Kombo. Schade.




Barack Obama hatte übrigens mit dem Saints-Quarterback schon Football gespielt und sich vor dem Spiel geäußert: "Ich denke, dass ich den New Orleans Saints ein wenig mehr die Daumen drücken werde. Sie sind der Außenseiter und die Stadt hat in den vergangenen Jahren viel durchgemacht. Das Team bedeutet sehr viel für die Einwohner."

Der Präsident drückte den Saints also die Daumen und die Mannschaft wollte dieses Glück gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit herausfordern, denn sie starteten mit einem Paukenschlag: Die Saints spielten nämlich einen sogenannten Onside Kick. Dabei versucht die Mannschaft, die kickt, gleich wieder in Ballbesitz zu kommen. Sie führt daher einen kurzen flachen Kick aus, im Idealfall springt der Ball aufgrund seiner Ei-Form dabei so auf, dass er von der gegnerischen Mannschaft nicht kontrolliert werden kann. Die kickende Mannschaft kann den Ball allerdings erst aufnehmen, wenn er zehn Yards passiert hat oder von einem Spieler der anderen Mannschaft berührt wurde. Der Onside Kick der Saints knallte einem Colt-Spieler gegen den Helm, so dass die Saints wieder in Ballbesitz kommen konnten.

Um zu verstehen wie so eine taktische Variantefunktioniert ist es hilfreich sich die Platzgröße eines Footballfeldes vor Augen zu führen. Ein Footballfeld ist nämlich etwa 20 Meter schmaler als ein Fußballfeld.

Es war die zweite aggressive Entscheidung von Saints-Cheftrainer Sean Payton. Er hatte sich offenbar nicht von dem fehlgeschlagenen Versuch, einen Touchdown zu erzielen, entmutigen lassen. Durch den Ballwechsel gelang den Saints in der Folge der erste Touchdown und das Team ging dazu das erste Mal in Führung: 13 zu 10.

Die Colts zeigten sich wenig geschockt. Manning führte seine Offensive über das Feld und so legen die Colts 76 Yards zurück, Runningback Joseph Addai erzielt den Touchdown. Indianapolis lag wieder in Führung mit 17:13. Knapp fünf Minuten später verkürzten die Saints durch ein Field Goal auf 16 zu 17. Mit diesem Spielstand ging es auch in die letzte Viertelpause.

Im letzten Viertel gelang dann denn Saints erneut der Führungswechsel. Drew Brees' fand mit seinem zweiten Touchdown-Pass, dieses Mal zu Jeremy Shockey, die 22:17 Führung. Die Saints-Verantwortlichen entschieden sich in dieser Situation zum dritten Mal für eine aggressive Spielvariante. Um den Abstand zu den Colts auf sieben statt nur sechs Punkte und damit auf einen Touchdown plus Extrapunkt zu vergrößern, kickten die Saints keinen einfachen Extrapunkt, sondern versuchten wieder, mit Passpiel in die Endzone zu gelangen. Zunächst sieht es so aus, als ob der Versuch gescheitert wäre. Doch nach einer "Challenge" von Saints-Headcoach Sean Payton gucken sich die Schiedsrichter die Szene der "Two Point Conversion" noch einmal in der Zeitlupe an - und ändern ihre Entscheidung. Damit ist der Spielstand jetzt 24:17 für die Saints.

Die Colts mussten nun einen Touchdown erzielen, um im Spiel zu bleiben. Manning gelangen auch einige erste Versuche, aber dann fing Saints-Cornerback Tracy Porter einen Pass Mannings ab und trug ihn 74 Yards in die Colts-Endzone. Es war der viertlängste Interception-Lauf in einem Super Bowl. Die Saints führten nun 31:17. Die Colts kamen zwar noch einmal bis an die Endzone - konnten aber nicht mehr punkten.


Somit stand der NFL-Champion 2010 fest. Die New Orleans Saints stemmten am Ende die Vince Lombardi Trophy in die Höhe. Der 3,5 Kilogramm Pokal aus Sterlingsilber hat einen Materialwert von knapp 20.000 Euro wert. Aber der ideele Wert ist für die Mannschaft, die Trainer und vor allem für die arg gebeutelte Stadt New Orleans sicherlich sehr viel höher. Schade, dass die ARD die Übergabe des Pokals und die Reaktionen in New Orleans nicht mehr live angeboten hat.



Wir gratulieren den New Orleans Saints zum Titelgewinn und wünschen uns, dass mehr Trainer dem Motto "No guts - no glory" folgen.

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