Montag, 8. Februar 2010

Handballerin des Jahres. Zukunft ungewiss.


Sie ist Handballtorhüterin. Sie ist Nationalspielerin und seit heute ist Clara Woltering Handballerin des Jahres 2009. Aber wo sie im nächsten Jahr das Tor hütet - das weiß sie noch nicht.

Die Leser der Fachzeitschrift Handballwoche haben die Torhüterin von Bayer 04 Leverkusen zu ihrer Nummer 1 gewählt. Mit 7520 Punkten erhielt Woltering deutlich mehr Punkte als ihre Auswahlkolleginnen Franziska Mietzner (Frankfurt, 4879) und Susann Müller (Leipzig, 2936). Im Vorjahr belegte Woltering hinter Grit Jurack noch den zweiten Rang. In einer ersten Stellungnahme erklärte die 26-Jährige: „Ich freue mich natürlich riesig über die Auszeichnung. Es ist schon etwas Besonderes und eine Anerkennung für die harte Arbeit im Training. Es zeigt aber auch, was hier in Leverkusen für gute Arbeit geleistet wird.“

Und diese Arbeit ist in Gefahr, denn den Elfen, wie die Handballerinnen aus Leverkusen sich nennen, droht das Aus. Der Verein hat angekündigt, den Etat des Bundesligateams drastisch zu reduzieren. Von einer Halbierung des Budgets ist die Rede. Dadurch droht ein Lizenzentzug für die Saison 2010/2011.

Clara Woltering trägt seit zehn Jahren das Bayer-Trikot. Die Auszeichnung "Handballerin des Jahres" ist ihr erster Titel in dieser Saison, aber sie möchte gerne mit ihrer Mannschaft noch mindestens einen weiteren Titel holen - was mit Blick auf die kommenden Aufgaben in Meisterschaft, DHB- und Europapokal auch noch möglich ist: in der Bundesliga sind die Elfen auf Platz 2, am Donnerstag kämpfen sie im schwedischen Göteborg gegen IK Sävehof um den Einzug ins Viertelfinale im Europapokal und im DHB-Pokal gehen sie als Favorit in die Achtelfinal-Partie beim Zweitligisten SG Handball Rosengarten.

Ob die erfolgreiche Geschichte der Handballabteilung von Bayer aber weiter geschrieben wird oder am Ende der Saison ein jähes Ende findet ist ungewiss. Die Verantwortlichen kämpfen um die Lizenz, versuchen unter dem Motto "Rettet die Elfen" mit vielfältigen Rettungsaktionen Clara Woltering und ihren Mitspielerinnen eine sportliche Zukunft zu bieten. Und wenn am 1.April die Lizenz erteilt würde - dann würden die Elfen das sicherlich feiern wie einen Titel.

P.S.: Bei den Männern holte sich Filip Jicha vom THW Kiel den Titel "Handballer des Jahres". Er verwies seinen Teamkameraden, den französischen Torhüter Thierry Omeyer, und den deutschen Nationalspieler Lars Kaufmann auf die Plätze. Jicha war auch bei der Europameisterschaft 2010 in Österreich zum wertvollsten Spieler gewählt worden.

1 Kommentar:

  1. Das Thema ist nicht neu, aber wird immer wieder aktuell:
    Der Sport in Leverkusen stirbt! Nach dem (Sponsoring-) Ausstieg der Bayer AG aus dem Leistungssport droht die Sportlandschaft einer ganzen Stadt wegzubrechen. Einer traditionsreichen Sportstadt.
    Klar, die Fußballer haben dank der Bayer AG ein "neues" Stadion bekommen und einen ansehnlichen Kader. Sie danken es „Mutter Bayer“ mit der momentanen Tabellenführung...Vom Fußball verspricht man sich den entsprechenden (Werbe-) Gegenwert. Champions League, internationale Beachtung, Rendite.

    Kann man es nachvollziehen, dass Wirtschaftsunternehmen in Krisenzeiten Geld sparen müssen? Ja!
    Kann ich die Entscheidung zum Rückzug aus dem Sportsponsoring verstehen? Ja und Nein..
    Man hat (zum Teil) Weltklasse Mannschaften geformt (entstanden aus Betriebssportvereinen), Olympia Sieger hervor gebracht, Meisterschaften geholt (abgesehen vom Fußball). Aber diese Tradition zählt offensichtlich nicht. Die Sponsoring-Landschaft in Leverkusen ist nicht so entwickelt, wie in vielen anderen (finanzschwachen) Städten. Im Zweifel trug jedes Trikot und jede Werbebande ein Bayerkreuz.
    Kann man auf der anderen Seite den Vereinen einen Vorwurf machen, dass sie sich auch zu sehr auf den Konzern im Rücken verlassen haben? Zu sorglos waren? Oder gibt der Markt – auch dank Wirtschaftskrise – einfach nicht mehr her?

    Fest steht: Es wird eng für den Spitzensport in Leverkusen.

    Rekordmeister im Basketball waren… die "Bayer Giants Leverkusen". Deren Lizenz hat in der vergangenen Saison Düsseldorf übernommen.
    Eissporthalle des TSV? Geschlossen. Dort kann man jetzt Indoor-Fußball spielen.
    Die Elfen sind amtierender Vizemeister im Handball. Sind sie nächstes Jahr noch erstklassig? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Da hilft leider auch keine Handballerin des Jahres.
    Volleyball? Leichtathletik? Rudern? Hockey? Tennis? Quo Vadis Sportstadt Leverkusen?

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